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Jedes Bauteil nutzt sich mit der Zeit ab. Das liegt in der Natur der Sache. Der reibungslose Betrieb einer Maschine setzt daher voraus, dass jederzeit Ersatzteile für alle wichtigen Komponenten zur Verfügung stehen. In einigen Branchen ist es üblich, die Ersatzteilversorgung im Rahmen von After-Sales-Vereinbarungen vertraglich festzulegen. Im Gummi- und Kunststoffbereich ist das jedoch nicht der Regelfall. Viele Unternehmen verlassen sich darauf, im Zweifelsfall schnell Nachschub von ihren Lieferanten zu erhalten. Doch hier lauern einige Fallstricke.
Neben Standardmischungen werden im Gummi- und Kunststoffbereich auch Spezialmischungen verwendet, um den jeweiligen Einsatzanforderungen optimal zu entsprechen. Demzufolge können Unternehmen, unabhängig von der Geometrie des Bauteils, nicht immer einfach Katalogware von einem beliebigen Lieferanten bestellen. Für die Ersatzteilversorgung kann dies eine Herausforderung darstellen.
Wenn eine Gummi- oder Kunststoffkomponente ausfällt oder auszufallen droht, sollte sich das Unternehmen zunächst einige Fragen stellen, um den bestmöglichen Lösungsansatz zu identifizieren:
Je nach chemischer Zusammensetzung lassen sich Gummi- und Kunststoffteile nicht immer unbegrenzt lagern. Durch die Dauer der Lagerung und äußere Einflüsse wie Temperaturschwankungen und ungünstige Lichtverhältnisse können Teile spröde werden, einen Teil ihrer Materialeigenschaften verlieren und somit unbrauchbar werden.
Zudem spielt die Kapitalbindung eine wichtige Rolle, denn sowohl Kunde als auch Anbieter versuchen, ihre Lagerbestände aus Kostengründen gering zu halten. Gerade bei langlebigen Maschinen ist die Ersatzteilversorgung aus Lagerbeständen daher nur begrenzt durchführbar.
Bei werkzeuggebundenen Bauteilen stellt sich die Frage, ob eine Nachproduktion technisch möglich ist. Es kann nicht generell ausgeschlossen werden, dass Lieferanten Werkzeuge, die sich in Ihrem Volleigentum befinden und die über Dekaden nicht benutzt wurden, aus wirtschaftlichen oder betriebspolitischen Gründen entsorgen bzw. verschrotten.
Auch Verschleißeffekte spielen eine Rolle, etwa durch Rost, Korrosion oder mechanische Abnutzung. Liegt der Bau des Werkzeugs lange zurück, ist zudem nicht sicher, ob es mit aktuellen Maschinen kompatibel ist. Eventuell muss es angepasst oder neu hergestellt werden.
Die Materialwissenschaft macht ständig Fortschritte. Bei älteren Bauteilen ist daher ungewiss, ob der ursprünglich verwendete Werkstoff mittlerweile obsolet ist. Unter Umständen ist es notwendig, ein alternatives Material mit ähnlichen Eigenschaften auszuwählen. Abhängig von der Situation kann dies einige Zeit in Anspruch nehmen; insbesondere, wenn eine erneute Abmusterung und Freigabe nötig ist.
Lagerhalle mit Ersatzteilen
Die Situationsanalyse bietet einen Überblick darüber, mit welchen Herausforderungen die Beschaffung von Ersatzteilen verbunden ist. Der nächste Schritt besteht darin, den Aufwand mit dem zu erwartenden Mehrwert zu vergleichen.
Sind auf Lieferantenseite nach wie vor Equipment und Materialien vorhanden, kann der Einkauf das Bauteil einfach nachbestellen. Andernfalls muss das Unternehmen analysieren, welche Kosten dadurch entstehen, die Produktionskapazitäten wieder hochzufahren.
Wenn das Material nicht mehr auf dem Markt erhältlich ist, steht eine Neuauswahl an. Dieser Prozess ist zwar mit Kosten verbunden, er bietet jedoch gleichzeitig die Chance, Optimierungspotenziale zu realisieren.
Ältere Werkstoffe können unter Umständen nicht mehr den geltenden Vorgaben und Anforderungen oder dem aktuellen Stand der Technik entsprechen. Sie durch modernere Varianten zu ersetzen, kann eine Komponente leichter, widerstandsfähiger und unempfindlicher gegen Umwelteinflüsse machen. Eine solche Materialänderung setzt natürlich voraus, dass das Werkzeug mit dem neuen Werkstoff kompatibel ist.
Ist das Werkzeug beschädigt oder mit aktuellen Maschinen inkompatibel, muss sich das Unternehmen entscheiden, ob es die Anpassungskosten in Kauf nehmen möchte. Einerseits steigen dadurch die Stückkosten des Ersatzteils. Andererseits ist eine Neuentwicklung des Bauteils erheblich teurer, birgt jedoch ebenfalls Optimierungsmöglichkeiten. Sowohl der Werkstoff als auch die Geometrie können bei dieser Gelegenheit auf den Prüfstand gestellt werden.
In einigen Fällen ist es möglich, Ersatzteile und auch Werkzeuge für Kleinstserien per 3D-Druck herzustellen. Allerdings eignen sich nicht alle Materialien und Geometrien für dieses Verfahren. Fragen Sie Ihren Produktionspartner, ob der 3D-Druck für Sie in Frage kommt!
Dreh- und Angelpunkt einer robusten Ersatzteilversorgung ist das Supply Chain Management. Hier ist vor allem transparente Kommunikation essenziell. Sobald sich der Lagerbestand eines Bauteils dem Ende zuneigt, sollte das Unternehmen seine Zulieferer informieren und Ersatzteile ordern. Gleichzeitig sollte der Kunde Bescheid wissen, sobald sich Probleme auf Lieferantenseite anbahnen.
Redundanzen innerhalb des Lieferantennetzwerks aufzubauen ist sinnvoll, aber nicht immer praktikabel. Nicht-werkzeuggebundene Komponenten können zum Beispiel problemlos von mehreren Anbietern parallel bezogen werden, denn das zu ihrer Herstellung benötigte Equipment ist weit verbreitet.
Bei werkzeuggebundenen Bauteilen sieht die Sache jedoch anders aus. Da Investitionen in Werkzeuge mit hohen Kosten verbunden sind, wird je Bauteil nur ein Werkzeug in Auftrag gegeben. Daher können Unternehmen ihre Ersatzteile auch nur von einem einzigen Lieferanten beziehen. In solchen Fällen setzt der Einkauf meist auf eine vertragliche Lösung, um die Versorgung mit Ersatzteilen sicherzustellen (z. B. eine After-Sales-Vereinbarung oder ein Rahmenvertrag).
Falls ein Zulieferer von werkzeuggebundenen Ersatzteilen ankündigt, den Betrieb einzustellen, sollte sich das Unternehmen schnellstmöglich die Werkzeuge für seine Bauteile sichern. Ist das Werkzeug im Besitz des Kunden, sollte er es zurückziehen und einem anderen Lieferanten zur Verfügung stellen. Gehört das Werkzeug dem Anbieter, empfiehlt es sich, es aufzukaufen, um Ersatzteile weiterhin produzieren zu können.
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Christoph Gähler ist als Gruppenleiter im Vertriebsinnendienst bei Jäger tätig. Der studierte Betriebswirt (Schwerpunkt Vertrieb und Marketing) betreut und unterstützt produzierende Unternehmen seit Juli 2017 beim Einkauf von Gummi- und Kunststoffkomponenten.
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